Der Standort der HASSLACHER Gruppe in Preding ist die südöstlichste Holzindustrie, ca. 30 km südlich von Graz und beschäftigt rund 250 Mitarbeitende. Die HASSLACHER Preding Holzindustrie GmbH verfügt über einen Rundholzplatz mit Sortierung, eines der modernsten Sägewerke Europas, ein Konstruktionsvollholz- und Hobelwerk, eine Produktionslinie für Paletten und Verpackungslösungen sowie Anlagen zur Herstellung von Pellets. Zudem wird über Photovoltaik und über eine Kraft-Wärme-Kopplung Strom aus erneuerbaren Ressourcen produziert.
Mit dem neuen Büro- und Verwaltungsgebäude der HASSLACHER PREDING Holzindustrie sollte ein innovatives, nachhaltiges und wirtschaftliches Projekt errichtet werden, welches die „DNA“ der Unternehmensgruppe widerspiegelt. Um dies erreichen zu können wurden das Know-how und die Ressourcen aus der gesamten HASSLACHER Gruppe gebündelt. Das klare Ziel dabei war das Schaffen eines Headquarters, das sowohl den praktischen Anforderungen des Unternehmens mit flexibel gestaltbaren Nutzflächen und der eigenen Betriebskantine gerecht wird, um eine zukünftige Anpassung an die Entwicklung des Standortes zu ermöglichen. Zusätzlich soll das moderne, mehrgeschossige Holzgebäude auch Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen, um einen wirtschaftlichen und ökologischen Betrieb zu ermöglichen. Das Gebäude soll als Leuchtturmprojekt die Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit moderner Holzbausysteme demonstrieren und die Innovationskraft und technische Kompetenz des Unternehmens symbolisch und praktisch sichtbar machen.
Dazu wurden die Produktion sowie das späteren Montageteam und des hauseigenen Facility-Managements frühzeitig eingebunden und in Kooperation mit unserem Architektenteam ein Kriterienkatalog erarbeitet, der die Zielsetzungen des geplanten Gebäudes präzise ausformulierte.
Die übergeordnete Projektentwicklung für das neue Büro- und Verwaltungsgebäude begann mit der Analyse des gesamten Projektstandortes und der Ausformulierung eines Masterplans durch Trecolore Architects. Dabei wurden sämtliche interne Abläufe geprüft und die am Areal befindlichen Bestandsbaukörper erhoben. Mit diesem Masterplan wurden die logistischen Abläufe am Firmenareal angepasst und neu geordnet: Um der hohen Verkehrsfrequenz im Bereich der bestehenden An- und Ablieferung gerecht zu werden, wurden ein neuer Zufahrtsterminals mit ausreichend Logistikflächen für den LKW-Verkehr errichtet und dafür eine neue Zufahrtsstraße zum Projektareal angelegt, die seither als Hauptzufahrt zum Firmengelände dient.
Auftraggeber:
HASSLACHER Gruppe
Architekt/Planer
Trecolore Architects
Statik und Konstruktion:
Luggin – Ziviltechnikergesellschaft m.b.H.
Bauherr:
HASSLACHER PREDING Holzindustrie
Baujahr:
2024
Bauzeit der Holzkonstruktion:
6 Wochen
232 m³ Brettschichtholz der Holzarten Fichte, Birke und Lärche
655 m³ Brettsperrholz mit Exzellentoberfläche der Holzart Fichte
22 m³ Fassadenbretter mit vorvergrauter Oberfläche
222 m² Thermodielen in thermisch modifizierter Esche und einem Kern aus Lärche
Konstruktionsvollholz und Schnittholz
HASSLACHER PREDING Holzindustrie
NORITEC Holzindustrie GmbH Sachsenburg und Stall
HASSLACHER Holzbausysteme GmbH
Holzbau Hofer (Projektausführung)
PEFC Award
Mit der zukunftsweisenden Technologie des Building Information Modeling (kurz BIM) sind die beauftragten Trecolore Architects in der Lage, Projektabwicklungsprozesse interdisziplinär und ganzheitlich, virtuell abzubilden. BIM erlaubt eine höchst präzise Planung bis ins kleinste Detail, bei der sämtliche Bauteile, Anschlüsse und Installationen als virtuelles Modell – der sogenannte „digitale Zwilling" – das reale Gebäude abbilden. Die Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit in der industriellen Vorfertigung erfahren durch den Einsatz dieses Verfahrens eine signifikante Verbesserung, was für den modularen Holzbau eine substanzielle Weiterentwicklung darstellt. In der Zusammenarbeit mit HASSLACHER ergibt sich daraus ein wertvoller Synergieeffekt, der bei der Umsetzung des Projektes in Preding voll ausgeschöpft wurde.
Die architektonische Gestaltung sollte einen modernen, schlichten und eleganten Baukörper ausformulieren, der den Einsatz moderner Holzbausysteme erkennen lässt, zwei bis drei Geschosse aufweist und mit Loggien und Terrassen auch Aufenthaltsraum im Freien anbietet. Die Architektur des Gebäudes basiert auf dem Bestreben, flexible und funktionelle, großzügige Grundrisse zu entwerfen, die unter Berücksichtigung ökonomischer Effizienz dem „Form Follows Function“-Prinzip folgend, ein kompaktes, aber dennoch repräsentatives Gebäude ausformulieren.
Vertikal ist das Gebäude in drei Geschosse gegliedert, die in Holz-Skelettbauweise auf einer Stahlbetonfundamentplatte mit Frostschürzen errichtet wurden. Die zueinander verschobenen Geschoss-Kubaturen kragen teilweise bis zu fünf Meter weit aus – was im Holzbau eine statische Herausforderung ist – und tragen damit bedeutend zu einer klaren Gliederung bei. Das gesamte Gebäude wurde mit vorgefertigten Holzelementen gebaut; alle Bauteile wie Decken, statisch tragende Element und sogar der Liftschacht wurden mittels Brettschichtholz und Brettsperrholz errichtet.
Großzügige Glasflächen sorgen für Transparenz und Leichtigkeit, gewährleisten eine optimale natürliche Belichtung der Innenräume und stellen eine wechselseitige Miteinbeziehung von Innen- und Außenraum her. Zusätzliche Struktur erhält die Fassade durch außenliegende Laubengänge und Loggien bzw. Terrassen, die dem Baukörper Tiefe verleihen, zudem einen konstruktiven Holzschutz darstellen und sowohl funktionale als auch gestalterische Vorteile bieten: Sie tragen zur dynamischen Optik des Gebäudes bei, verbessern das Mikroklima durch Verschattung und erfüllen überdies den Wunsch des Bauherrn nach nutzbarem Raum im Freien.
Die Achsraster-Struktur des Grundrisses sieht Büroeinheiten entlang der Längsseite vor, die in der Gebäudemitte durch großzügige Erschließungsflächen miteinander verbunden sind. Mit einer Achslänge von 5,50 m für die Büro- und Verwaltungsflächen wurde sichergestellt, dass jede Raumzelle in eine kleinere Einheit teilbar ist, wodurch eine eventuell spätere Nachverdichtung der Arbeitsplatzkapazitäten ermöglicht wird. Bei der Definition des Achsrasters wurden auch konstruktionstechnische Aspekte miteinbezogen, sodass der ideale statisch relevante Abstand für die Ausnutzung der Holzträger berücksichtigt wurde.
Rund 1.000 m³ Holzprodukte der HASSLACHER Gruppe wurden für den Holz-Skelettbau und das vorgefertigte Fassadensystem eingesetzt. Für den reinen Skelettbau kamen insgesamt 232 m³ HASSLACHER Brettschichtholz zum Einsatz. Für besonders hoch beanspruchte Bauteile im Bereich der Auskragungen wurde Laubholz-Brettschichtholz der Holzart Birke verwendet. Die der Witterung ausgesetzten Fassadenelemente bestehen aus einer vorvergrauten vertikalen Holzschalung aus Fichte, die inklusive Dämmelemente werksseitig vorgefertigt zur Montage angeliefert wurden.
Auch im Inneren des Gebäudes, in den Foyers, Erschließungsflächen, Büroeinheiten und Besprechungsräumen wird der Zieldefinition eines Gebäudes mit hohem Anspruch an den repräsentativen Charakter Rechnung getragen. Mit durchwegs überdurchschnittlichen Raumhöhen, beeindruckenden Lufträumen und weitläufigen Raumdimensionen vermittelt der Innenraum eine stilvolle Eleganz und inszeniert den Baustoff Holz in eindrucksvoller Weise. Die primär tragende Struktur aus Brettschichtholz (kurz BSH), Trennwände und Zwischendecken aus Brettsperrholz (kurz BSP oder CLT) dominieren das Interior Design, teilweise mit der sogenannten Exzellentoberfläche veredelt, einer Produktinnovation der HASSLACHER Gruppe, die in verschiedenen Holzarten eingesetzt werden kann und in puncto Oberflächenqualität, Riss- und Fugenbildung neue Maßstäbe setzt.
Der Materialmix sorgt für spannende Kontraste – großflächige Glasportale, rahmenlose Glasbrüstungen, Akustik-Elemente aus grauem Lodenstoff und dekorbeschichtete Möbelbauplatten in grün setzen markante Akzente, heben die Holzflächen hervor und strukturieren die weitläufigen Erschließungsbereiche.
Große Fenster- und Portalflächen tragen zu einem offenen, luftigen Raumgefühl bei; das natürliche Licht verbessert die Raumqualität und das Wohlbefinden. Die außenliegenden Loggien und Terrassen wirken dabei als beschattende Elemente; horizontale Lamellen auf der Außenfassade bieten je nach Sonnenstand und -intensität vollautomatisiert Sonnenschutz.
Im Foyer inszeniert eine mehr als 12 m hohe Wand belegt mit Moos eindrucksvoll den Slogan der HASSLACHER Gruppe: „From wood to wonders.“, eine Lounge mit stilvollen Sitzmöbeln ermöglicht den Blick auf den eindrucksvollen Luftraum, der sich über alle drei Geschosse erstreckt.
Bereits 2020 wurde mit den Erhebungen, Analysen und Planungen für den Masterplan des Gesamtareals begonnen. Die Planungen für das neue Büro- und Verwaltungsgebäude starteten im Sommer 2021 und nahmen bis zur behördlichen Genehmigung im Sommer 2022 rund ein Jahr in Anspruch. Anschließend erfolgte die Ausführungs- und Detailplanung, die auf Basis der integralen Planung mittels Building Information Modeling (BIM) in enger Abstimmung mit den Ingenieuren intern (HESS Timber und Holzbau Hofer) sowie dem Holzbaustatiker (Luggin – Ziviltechnikergesellschaft m.b.H.) und der Produktion der industriellen Vorfertigung unter Berücksichtigung des Montageablaufs erfolgt ist. Parallel dazu wurden die erforderlichen Fremdgewerke für die technische Gebäudeausstattung und Portal- und Fensterkonstruktionen beigezogen, um allfällige Detailanschlüsse anzupassen bzw. zu optimieren. Mit dieser Vorgehensweise konnte sichergestellt werden, dass ein zeitgerechter Produktionsvorlauf für den Holzbau gewährleistet war.
Die bodenmechanische Bauplatzvorbereitung (Bodenverbesserung mittels Rüttelstopfpfählen) im November 2022 markiert den eigentlichen Baustart; die Betonarbeiten für die Bodenplatte waren im Februar 2023 abgeschlossen, sodass Anfang April 2023 mit der Montage des vorgefertigten Tragsystems (Stützen und Träger aus Brettschichtholz) begonnen werden konnte.
Die Produktion und die Montage wurden aufeinander abgestimmt und die Bauteile wurden „just in time“ auf der Baustelle versetzt und eingebaut. Durch die Beiziehung der ausführenden Tochtergesellschaft der HASSLACHER Gruppe, Holzbau Hofer, in einer frühen Projektphase und einer perfekt getakteten Ablaufplanung sowie werkseitigen Vorfertigung konnte in nur knapp 6 Wochen der Holz-Rohbau fertig gestellt werden – und das bei teilweise widrigen Wetterbedingungen. Um den Feuchtigkeitseintrag in dieser Bauphase so gering wie möglich zu halten, wurden die Deckenkonstruktionen aus Brettsperrholz mit einer regensicheren, robusten und vollflächig selbstklebenden Bauzeitabdichtung (Produkt Wetguard®) versehen. Ein entscheidender Vorteil war diesbezüglich auch die großzügige Fläche des Bauplatzes, die es ermöglichte, ein weiteres sauberes Baufeld auf einem Schottergrund anzulegen. Dadurch konnte der Schmutzeintrag in das Gebäude, während der Rohbauphase – trotz ungünstiger Witterungsbedingungen – auf ein Minimum reduziert werden. Dies war besonders wichtig, da von Anfang an Holzbauteile eingebaut wurden, die im fertigen Gebäude sichtbare Oberflächen darstellen. So unterlag das Gebäude den strengen PEFC-Richtlinien für Projektzertifizierungen und bei den Bauprodukten wurde auf PVC- und halogenfreie Materialien geachtet.
Der schonende und verantwortungsvolle Umgang mit der Natur und die Entwicklung innovativer Produkte und Verfahren ist ein wesentlicher Bestandteil des Leitbildes der HASSLACHER Gruppe. Daher wurde bei der Zieldefinition für das neue Büro- und Verwaltungsgebäude großer Wert auf Nachhaltigkeit und Ökologie gelegt. Dementsprechend wurde das Gebäude mit Holzbauteilen gemäß den strengen PEFC-Richtlinien errichtet und es wurde auf PVC- und halogenfreie Bauprodukte geachtet.
Holz besitzt eine enorme Tragfähigkeit in Bezug auf seine geringe Rohdichte, ist stabil sowie elastisch gleichzeitig, zudem vielseitig verwendbar und beeinflusst das Raumklima positiv, da es Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann.
Bei einem Gebäude dieser Größe und mit großflächigen Glasportalen ist aber eine kontrollierte Raumlüftung mit Feuchteregelung unerlässlich, um ein optimales Raumklima zu gewährleisten. Eine konstante relative Luftfeuchtigkeit verhindert, dass Holz quillt oder schwindet und dadurch Risse entstehen. Gleichzeitig trägt sie entscheidend zu einem gesunden Raumklima bei und beeinflusst das Wohlbefinden der Mitarbeitenden positiv.
Dies wird durch eine vollautomatisierte Gebäudetechnik sichergestellt: Ein Deckenlüftungssystem mit geringer Luftströmungsgeschwindigkeit wird über eine automatisierte Regelung gesteuert, die Luftqualität, Temperatur und Luftfeuchtigkeit überwacht. Die Frischluftzufuhr erfolgt über ein Wärmepumpensystem, das je nach Bedarf warme oder kalte Luft bereitstellt. Zudem werden Sonnenstand und Sonnenintensität erfasst, um sowohl die Lüftung als auch das bedarfsgerechte Beleuchtungssystem optimal zu steuern. Zu dieser vollautomatisierten Gebäudetechnik zählen auch Überwachungssysteme für das Feuchtemonitoring des Flachdaches und der Nassbereiche, die Brandmeldeanlage, sowie ein digitales Zutrittssystem und Alarmanlagen mit Videoüberwachung.
E-Ladestationen für Autos und Fahrräder fördern die nachhaltige Mobilität und tragen dazu bei, Emissionen zu reduzieren. Eine Photovoltaikanlage unterstützt die Energieeffizienz des gesamten Gebäudes.
Auch bei den Außenanlagen stand Nachhaltigkeit und Ökologie im Fokus: Trotz des hohen Flächenbedarfs für Logistik- und Rangierbereiche bleibt ein großer Teil unversiegelt. Zudem wurde das Flachdach extensiv begrünt.
Die HASSLACHER Holding wurde für ihr neues Bürogebäude in Preding mit dem PEFC Award in der Kategorie "Chain of Custody (CoC)" ausgezeichnet. Für den nachhaltigen Neubau wurden ausschließlich Holzprodukte aus eigener Produktion verwendet. Jedes Bauteil lässt sich bis zur Rohware zurückverfolgen. In drei Audits (Erstaudit, Zwischenaudit und Endabnahme) musste die gesamte Chain of Custody nachgewiesen werden.